Via Claudia Augusta

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ür viele Radwanderer ist es ein Traum, einmal mit eigener Muskelkraft die Alpen zu bezwingen. Wer diese Aufgabe in Angriff nehmen möchte, dem sei die Via Claudia Augusta empfohlen, denn diese gilt als die leichteste der möglichen Alpenüberquerungen. Kräftige Anstiege besitzt aber natürlich auch diese Route, insbesondere am Fern- und am Reschenpass.

Die Strecke diente bereits den Römern vor 2000 Jahren als wichtige Verbindung zwischen Norditalien und dem damaligen Germanien. Im Jahr 15 v. Chr. hatte Kaiser Augustus Gebiete nördlich der Alpen erobert. Um diese neue, ‚Raetia‘ genannte Provinz zu erreichen, wurde eine Heerstraße entlang des Oberinntals bis zum Lech gebaut und später unter Kaiser Claudius bis zur Donau verlängert: die Via Claudia Augusta. Die Römerstraße entwickelte sich in den ersten beiden Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zur bedeutendsten Wegstrecke über die Alpen, bis die Via Raetia über den Brennerpass gebaut wurde. Diese löste die Via Claudia Augusta als wichtigste Alpenüberquerung wieder ab. Während ihrer Hochzeit waren an der Via Claudia Augusta viele Gasthäuser und Pferdestationen entstanden, aus denen sich im Laufe der Jahrhunderte ganze Städte entwickelten. So blieb die Straße auch im Mittelalter ein wichtiger Handels- und Verbindungsweg. Noch heute finden sich entlang der gesamten Trasse immer wieder Spuren der historischen Via Claudia Augusta und so wurde die alte Römerstraße in den vergangenen Jahren aus touristischen Gründen wieder revitalisiert. Für Radwanderer startet sie an der Donau und ist zwischen Augsburg und Füssen auf der gesamten Strecke mit dem beige-schwarz-weißen Logo gekennzeichnet, das ein römisches Viadukt über dem Schriftzug ‚Via Claudia Augusta‘ zeigt. Weite Teile der Strecke entsprechen in Deutschland dem Verlauf des Radweges ‚Romantische Straße‘. Auch in Österreich ist die Route gut beschildert – in Italien leider nur in Südtirol und entlang des Etschtals.

Die rund 790 km lange Via Claudia Augusta beginnt in der alten Freien Reichstadt Donauwörth und führt von dort aus in südlicher Richtung über Augsburg, der einstigen römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum, und dann weiter entlang des Lechs durch das Voralpenland bis nach Füssen und Schwangau im Ostallgäu. Hier stehen die berühmten Märchenschlösser des bayrischen König Ludwig II. und die Villa Rustica am Fuße des Tegelberges. Nun tut sich im Süden eine prächtige Alpenkulisse auf und nicht weit entfernt von Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, geht es nun nach Österreich.


Die Route erreicht jetzt den 1216 m über dem Meeresspiegel liegenden Fernpass, der die Lechtaler Alpen im Westen vom Mieminger Gebirge im Osten trennt und dann in Richtung Inntal und über Imst und Landeck in das wunderschöne Tiroler Oberland führt. Auf dem Weg entlang des grünen Inns wird teilweise auch schweizerisches Staatsgebiet berührt.  Zwischen Hochfinstermünz und Nauders verkehrt der Radtransport ‚Via Claudia Huckepack‘, denn das Befahren der Reschenstraße B180 ist mit Fahrrädern nicht erlaubt. Eine neue Variante führt über Weinberg/Vinadi und Martinsbruck/Martina nach Nauders. Sehenswert sind auf diesem Streckenabschnitt die mittelalterliche Zollstation Altfinstermünz sowie die Festung Nauders, die eine Ausstellung zum Reschenpass beherbergt, der jetzt bezwungen werden muss. Der Pass überquert den Alpenhauptkamm auf einer Höhe von 1507 m über dem Meeresspiegel und verbindet das österreichische Oberinntal mit dem südtiroler Vinschgau. Die Passhöhe selbst liegt bereits vollständig auf italienischem Territorium nahe  der Ortschaft Reschen.

Auf dem Weg hinunter in den klimatisch begünstigten Kurort Meran kommt man am Schloss Kastelbell vorbei, in dem man eine Dauerausstellung zum Thema ‚Via Claudia Augusta‘ besuchen kann. Zwischen Meran und Bozen folgt man nun dem Eisacktal. Beide Orte waren schon in der Römerzeit wichtige Verkehrsknotenpunkte. In Bozen mündet die Eisack in die Etsch und die Via Claudia Augusta folgt nun dem Etschtal südwärts in das nördliche Trentino und die Ebene Rotalina, einer bekannten Weinbaugegend. In Trient trennt sich nun die Route. Die Hauptroute führt von hier aus über die Hochebene Tesino und den Praderadegopass, die Ebene des Veneto am Rande der Dolomiten, den Passo Croce D’Aune und den Praderadegopass, von dem man bei guter Sicht bereits die Lagune von Venedig sehen kann. Die Route ist hier nicht mehr ausgeschildert, bietet aber mehrere mögliche Varianten, die man nach Karte oder GPS-Track abfahren kann. In Venedig, der Stadt der Kanäle, Brücken und Gondeln, ist das Ziel der Hauptroute erreicht.

Die Alternativstrecke führt von Trient weiter das Etschtal entlang aus den Alpen heraus über das Vallagarina und die Ebene des Valpolicella nach Verona mit seiner weltberühmten römischen Arena. Hier spielte sich das Drama um das prominenteste Liebespaar der Weltliteratur ab: William Shakespeares ‚Romeo und Julia‘. Den berühmten Balkon am Hause der Julia kann man heute noch besichtigen. Bei Verona ist man nun in der weiten Poebene angekommen und an weiten Reisfeldern vorbei erreicht man bald die Reisstadt Ostiglia, wo die Alternativstrecke der Via Claudia Augusta direkt am Po endet.

Charakteristik:

Mit Sicherheit gehört die Via Claudia Augusta nicht zu den einfachen Radfernwegen. Aber es wurden Radshuttles eingerichtet, die über alle Pässe der Tour führen. Damit gilt die Radstrecke auch als geeignet für Familien mit Kindern und für Senioren. Allerdings sind die Kapazitäten begrenzt und es sollte daher rechtzeitig vorher reserviert werden. Kontaktdaten und Haltestationen finden sich detailliert unter www.viaclaudia.org. Es gibt sogar Radshuttles, die den Radwanderer von den Zielorten wieder zurück zum Startort bringen. Einstiegsstellen sind: Quarto d’Altino/Venedig, Verona, Rovereto, Trient, San Michele all’Adige bei Trient, Bozen und Meran.

In Deutschland verläuft die Via Claudia Augusta weitestgehend auf asphaltierten und verkehrsarmen Straßen und Radwegen. Zunächst bleibt es relativ flach, erst in den Voralpen bei Füssen und Schwangau beginnen die kräftigeren Anstiege. In Deutschland gibt es rund 840 Höhenmeter zu erradeln, auf der gesamten Strecke sind es sogar 4500 Höhenmeter.



Ortschaften entlang der Route

Donauwörth / Asbach-Bäumerheim / Mertingen /Allmannshofen / Nordendorf / Westendorf (Landkreis Augsburg) / Meitingen / Langenweid am Lech / Gersthofen / Augsburg / Königsbrunn / Oberottmarshausen / Kleinaitingen / Graben (Lechfeld) / Untermeitingen / Obermeitingen / Hurlach / Igling / Landsberg am Lech / Unterdießen / Fuchstal / Denklingen / Kinsau / Hohenfurch / Altenstadt (Oberbayern) / Schongau / Burggen / Bernbeuren / Lechbruck am See / Rosshaupten / Rieden am Forggensee / Füssen / Pinsang / Pflach / Reutte / Heiterwang / Bichlbach / Leermoos / Ehrwald / Biberwier / Nassereith / Tarrenz / Imst / Mils bei Imst / Schönwies / Zams / Landeck (Tirol) / Fließ / Prutz / Ried im Oberinntal / Tösens / Pfunds / Nauders / Graun im Vischgau / Mals/Malles / Glurns / Prad am Stilftserjoch / Laas (Südtirol) / Schlanders / Latsch / Kastelbell-Tschars / Naturns / Plaus / Algund / Meran / Marling / Tscherms / Lana / Burgstall / Gargazon / Vilpian / Nals / Andrian / Terlan / Bozen/Bolzano / Eppan / Leifers / Branzoll / Auer (Südtirol) / Neumarkt (Südtirol) / Salurn / Kronmetz/Mezzocorona / St. Michael an der Etsch/San Michele all’Adige / Zambana / Lavis / Trient/Trento / Cognola / Villamontagna / Civezzano / Fersen im Suganertal/Pergine Valsugana / Löweneck/Levico Terme / Neuleit/Novaledo / Burg im Suganertal/Borgo Valsugana / Castelnuovo / Scurelle / Strigno / Samone / Bieno / Pradellano / Pieve Tesino  / Castello Tesino / Roa / Rugna / Lamon / Sovramonte / Aune / Croce d’Aune / Pedavena / Feltre / Villabruna / Cesiomaggiore / Villapiana-Ronchena / Campo San Pietro / Crison di Valmarino / Follina / La Bella-Ligonto / Pieve di Soligo / Susegana / Santa Lucia di Piave / Ponte Della Priula / Montenero / Arcade / Spresiano / Lovadina / Villa Brambullo / Treviso / Silea / Casier / Caberlotto / Sant’Elena / Casale Sul Sile / San Michele Vecchio / Quarto d’Altino / Mestre / Venedig / Portegrandi / Caposile / Santa Maria di Piave / Jesolo / Cavallino-Treporti / Punta Sabbioni 

Südliche Variante:

Burg im Suganertal/Borgo Valsugana / Grims/Grigno / Primolano / Arsiè / Fonzaso / Arten / Feltre / Celarda / Segusino / Valdobbiadene / Moriago della Battaglia / Falze di Piave

Variante Trient – Verona – Ostiglia:

Trient/Trento / Mattarello / Rovereto / Mori / Ala / Avio / Caprino Veronese / Bussolengo / Verona / Sommacampagna / Villafranca di Verona / Vigasio / Isola della Scala / Sorgà / Nogara / Ostiglia

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